Eine kurze Geschichte des Biosphärentraums für Oberschwaben-Allgäu

Biosphären-Wendehals Raimund Haser von der CDU

Ganz schnell runtergeschrieben: So kam es zum irren Projekt des UNESCO-Biosphärenreservats, das große Teile Südschwabens bedecken soll.

Ich habe bereits einen Riesenartikel über die Vorgeschichte des geplanten UNESCO-Biosphärenreservats für Oberschwaben-Allgäu aufgeschrieben. Zu diesem Text geht’s → hier.

Für Menschen mit wenig Zeit sind die nun folgenden Zeilen bequemer zu konsumieren und trotzdem effinzient.

Der grünschwarze Koalitionsvertrag von 2021 setzte einen Biosphärenrausch in Gang, der den Amtsschimmel lustvoll wiehern ließ. Gelder wurden lockergemacht, Planstellen geschaffen und mindestens eine Werbeagentur mit der Lenkung der Biosphärenpropaganda beauftragt.

Die Grünen wollten das Projekt unbedingt und die CDU leistete keinen Widerstand – ganz im Gegenteil: Auf CDU-Seite verhandelte der einflussreiche Abgeordnete Raimund Haser aus Wangen mit den Grünen und zeigte sich geradezu entzückt von den Biosphärenträumen. 

Nicht wenige sagen heute, er habe damals seinen eigenen Landkreis (Ravensburg) dem politischen Gegner geopfert, um irgendwie an der Macht teilhaben zu können. Denn der Biosphären-Suchraum deckt fast die gesamte Fläche des Gemeindeverbunds ab.

Heute gibt sich Haser als Biosphärengegner. Entweder, weil er inzwischen seine Meinung geändert hat oder, weil er sich auf der anderen Seite jetzt mehr politisches Kleingeld erhofft. 

Zurück zur Biosphäre und ihrer bürokratischen Saat im Vorfeld der Gründung. Eine byzantinische Struktur entstand ab 2022: Steuerungskreis mit Vertretern von Umweltministerium und Regierungspräsidium, der Landkreise und Gemeinden; Dialogkreis mit Vertretern aus Naturschutz, Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus und sozialen Bereichen; Arbeitskreise mit weiteren Leuten aus denselben Feldern. Daneben eine Art Unter-Arbeitskreise für Kleingruppen, die einer Sonderbehandlung bedürfen.

Dann gibt es noch die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Biosphärengebiet (KAB) mit den Bürgermeistern jener Gemeinden, die sich im Suchraum mit seinen Kern-, Pflege und Entwicklungszonen für das künftige Biosphärenreservat befinden. Und das Prozessteam für die Abstimmung mit den Gremien und die Umsetzung strategischer Vorgaben.

Dieses Prozessteam (klingt irgendwie nach Kafka) ist für Administration, Koordination, Öffentlichkeitsarbeit und Entwicklung von Konzepten zuständig und ist mit vier Experten bestückt: die Raumplanerin und ehemalige Entwicklungshelferin Lisa Polak, der Agrarbiologe Franz Bühler, der Förster und Waldpädagoge Berthold Reichle und Petra Bernert, die ehemalige Chefin des Biosphärenreservats Schwäbische Alb.

Bernert verfügt immerhin über die längste Biosphären-Erfahrung im Prozessteam. Ab 2006 bereitete sie die Einrichtung des Schutzgebietes Schwäbische Alb vor und wurde 2009 seine Leiterin. 2018 verließ sie ihre Stelle.

Die Arbeit dieser Experten ist sicherlich interessant, aber auch nicht billig. Bis 2026 soll der sogenannte „Prüfprozess“ für das Schutzgebiet dauern, dann könnte eine Entscheidung für oder wider das neue Biosphärenreservat fallen. Wer sich mit Beamtengehältern auskennt, kann sich ausrechnen, welche Summe bis zum Showdown zusammenkommt.

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