Hat der SPHÄRMAN schon wieder einen Biosphärenmenschen beim Lügen erwischt?

Biosphärenchef Achim Nagel in Gesellschaft von Pinocchio-Marionetten

Eine merkwürdige Zahl soll belegen, wie das Biosphärenreservat die lokale Wirtschaft auf der Schwäbischen Alb ankurbelt. Aber ihre Herkunft ist nebulös.

Herr Achim Nagel ist Diplomgeograph und Chef des Biosphärenreservats Schwäbische Alb. Sein direkter Vorgesetzter heißt Klaus Tappeser, ein gescheiterter CDU-Politiker und aktueller Regierungspräsident von Tübingen, der nach mehreren Wahlschlappen von der grün dominierten Landesregierung Baden-Württembergs mit diesem hoch dotierten Posten versorgt und domestiziert wurde.

Klaus Tappeser ist zuständig für 1.9 Mio. Menschen in 9 Landkreisen und ein nützliches Werkzeug in den Händen der Politik, denn Regierungspräsidenten sind ungewählte Behördenchefs, die nur dem Innenministerium Gehorsam leisten und auf Wähler keine Rücksicht nehmen müssen. Und schon gar nicht auf lästige Landräte und Bürgermeister. Er kann durchregieren, solange die Hauptstadt ihn gewähren lässt. Eine undemokratische Kuriosität im Geflecht der Institutionen.

Tappeser ist auch Chef der geplanten Biosphäre Allgäu-Oberschwaben und führt deshalb diesen pompösen Titel: Vorsitzender des Lenkungskreises für das Biosphärengebiet. Das alles sollte man wissen, damit man versteht, was jetzt folgt.

Denn neulich stolperte der SPHÄRMAN mit seinen müden Augen über einen Artikel in der „Schwäbischen Zeitung“ (SchwäZ), der über eine „Erfolgsgeschichte“ des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb berichtet, das 2008 eingerichtet wurde und den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen in der Mitte hat. 

Ungewöhnlich für die SchwäZ: Der Artikel ist halbwegs ordentlich recherchiert und beschränkt sich nicht (wie sonst in dieser und anderen Schwabenzeitungen üblich) auf die unreflektierte Wiedergabe von regierungsfreundlichem Politikerblabla. 

Wo kommen die 16 Mio. Euro her?

Obwohl darin die üblichen Verdächtigen ein Loblied auf sich selbst singen dürfen, wird die sogenannte „Erfolgsgeschichte“ der Biosphäre Schwäbische Alb im unteren Teil des Artikels zaghaft hinterfragt. Aber in einem Detail hat sich SchwäZ-Redakteur Uwe Jauß wohl hinter die Fichte führen lassen. Da geht es um Rekord-Übernachtungen und viel Geld, das Touristen in der Region lassen. 

Im Artikel steht: Zumindest ein Teil des Anstiegs wird dem Biosphärengebiet zugeschrieben. Dessen Geschäftsstellenchef Achim Nagel geht im Weiteren davon aus, dass Gäste jährlich 16 Millionen Euro in die Region bringen. In seiner Rechnung sind auch Gelder erfasst, die Touristen beim Bäcker oder Metzger ausgeben. Ebenso mit eingerechnet werden Profite, die in Kassen der Handwerker fließen, weil sie womöglich den Wasserhahn in irgendeiner Pension reparieren.

Der SPHÄRMAN fragt sich bei der Lektüre dieser Zeilen: Wo hat Achim Nagel die Zahl 16 Millionen her?

Befragen Verkäuferinnen in Metzgereien und Bäckereien des Biosphärenreservats die Kunden nach ihrer Herkunft und pressen dann auf der Registrierkasse ein „T“ (Tourist) oder gibt es andere Quellen für diese Nummer?

Noch einmal: Wie kommt Achim Nagel auf jene 16 Mio. Euro, die er stolz hinausbläst? Genau das fragte der SPHÄRMAN Achim Nagel direkt. So wie sich das für einen sorgfältig recherchierenden Journalisten gehört.

Und erhielt keine Antwort. Nur Schweigen.

Der Biosphärenchef schweigt

Es wäre schön gewesen, wenn Herr Nagel geantwortet hätte, um diese Frage zu klären. Dafür gaben zahlreiche Fachverkäuferinnen in Bäckereien und Metzgereien in zentralen Lagen des Biosphärenreservats Schwäbische Alb dem SPHÄRMAN bereitwillig Auskunft.

Das Ergebnis der fleißigen Stichprobensammlung: In keiner befragten Bäckerei oder Metzgerei innerhalb des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb werden Kasseneinnahmen von Touristen registriert und weitergegeben. Diese Recherchetiefe wünscht man sich als SchwäZ-Leser auch von Herrn Uwe Jauß. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Es scheint, dass Achim Nagel (entweder auf Geheiß aus Tübingen oder aus freien Stücken) Fantasiezahlen verbreitet, um die Schimäre einer blühenden Biosphärenwirtschaft zu stützen. Oder warum sonst schweigt der Chef des UNESCO-Schutzgebiets, wenn man ihn nach der Herkunft seiner Zahl befragt?

Der SPHÄRMAN wiederholt ganz bewusst seinen Satz von oben und fragt: Hat er schon wieder einen Biosphärenwerber beim Lügen erwischt?

Übrigens: Besagten SchwäZ-Artikel kann jeder gratis durchlesen, denn die SchwäZ verschenkt ihre Digital-Abos neuerdings. Das weiß nur fast keiner, denn der Verlag hängt es nicht an die große Glocke. Zum Artikel geht’s → hier.

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