Das Protokoll eines Treffens von Agrarexperten und Biologen aus Unis und Behörden enthüllt Denken und Fühlen der Biosphären-Trommler: paternalistische Überheblichkeit, gewürzt mit einer Prise Ökomarxismus.
Zweimal im Jahr treffen sich Mitglieder und Freunde des Vereins Agrecol, um über Themen der nachhaltigen Bodennutzung zu sprechen. Im Mai 2023 war es wieder einmal soweit. Auf dem Programm im Örtchen Guggenhausen im westlichen Teil des Landkreises Ravensburg an der Grenze zum Landkreis Sigmaringen stand eine mehrtägige Analyse das Biosphärenprojekts Oberschwaben-Allgäu.
Die regionalen Manager im sogenannten Prozessteam informierten und die Tagungsteilnehmer schwärmten aus, um Eindrücke zu sammeln. Vor allem darüber, wie das Projekt im Land ankommt. Mit ernüchternden Ergebnissen, wie ich → hier berichte.
Lustige Idee zum Ende der Veranstaltung. Die Dichterin → Ingeborg Neunhäuser fasste die Tagungsergebnisse in einem poetischen Fazit zusammen, das die Gefühls- und Gedankenwelt der Biosphärenfans von Agrecol auf den Punkt bringt. So klar und ungeschminkt wurde noch nie öffentlich über das Biosphärenreservat Oberschwaben kommuniziert.
Waldbesitzer vs. Naturschützer
Da wird auf der einen Seite ein klar erkennbares Feindbild gemalt: eigennützige und verbohrte Waldbesitzer, die sich an ihren Boden klammern. Und auf die andere Seite wackere Naturschützer gestellt, die für „unser Ziel“ einstehen. Daraus klingt ein wohlbekannte Tenor grüner Kreise an: Wir wissen schon, was gut für euch ist.
Als ob diejenigen, die Bäume besitzen, kein Interesse an Naturschutz hätten. Mehr ökomarxistischer Klassenkampf geht nicht.
Damit sich jeder sein eigenes Bild machen kann, veröffentliche ich Ingeborg Neunhäusers Biosphären-Ode, die der literarischen Gattung Heimatdichtung ein neues Kapitel hinzufügt:
Es geht darum, die Biosphären
(zwei gibt es schon im Schwabenland)
um eine dritte zu vermehren.
Dagegen regt sich Widerstand,
weil jeder Wandel Ängste schört,
die ganz besonders heftig spürt,
wer durch den Wandel was verliert.
Um Widerstand zu überwinden,
empfiehlt sich’s, Menschen einzubinden.
Denn, wie uns die Erfahrung lehrt,
hat Zwang sich dabei nicht bewährt!
Die Partizipation bringt viel.
Sie gibt den Menschen das Gefühl:
Ihr müsst hier passiv nichts erleiden,
könnt völlig frei und selbst entscheiden!
Doch sollte man nicht ganz vergessen
die divergierenden Int‘ressen.
Denn bei der Biosphärenfrage
treten die sonnenklar zutage.
Die einen sind des Landes wegen
wie auch des Walds, den sie besitzen,
schon aus Prinzip total dagegen.
Sie motiviert mehr Eigennutz,
und weniger der Moore Schutz.
Das geben sie auch offen zu.
Denn ihnen lässt es keine Ruh,
dass ihr Besitz an Wald und Land
(seit jeher nur in ihrer Hand)
und ihre Freiheit, den zu nützen,
ihn zu gestalten, ihn zu schützen,
die jetzt geplante Biosphäre
einschränken könne, gar verwehre!
Drum sind und bleiben sie dagegen.
Und nur der Einflussnahme wegen
für das, was ihr „Verein“ vertritt,
machen sie in den Gremien mit.
Die, die Naturschutz propagieren,
ganz dezidiert dafür plädieren:
Ja, Biosphäre unbedingt,
weil sie für unser Ziel was bringt!
Auch der Tourismus ist dafür.
So ein Juwel gleich vor der Tür,
in einer Gegend, die lang schlief,
ist für Besucher attraktiv.
Tourismus hat nichts zu verlieren,
kann unbeschränkt dafür plädieren!
Ein Ausgleich ist zur Zeit noch nicht,
womöglich länger, nicht in Sicht.
Mit partizipativen Waffen
vielleicht am Ende doch zu schaffen?
Dabei liegt die Gefahr ja nah:
Politisch ist es schon entschieden
auf höh‘rer Ebene, und hinnieden
macht man behutsam anstatt prompt
die Leut‘ gefasst auf das, was kommt!
Ob das für den Grimme-Preis reicht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bietet dieses Gedicht einen aufschlussreichen Einblick in die zerebrale Biosphäre der Tagungsteilnehmer von Guggenhausen.