Verschwendung: 10 neue Stellen für Moorschutz, aber niemand davon arbeitet im Moor

KI-Bild: Ministerin Thekla Walker als spendierfreudige Moorfee

Für den Klimaschutz sitzt das Geld locker, auch wenn nur neue Schreibtischstellen eingerichtet werden.

Moorschutz heißt das Lieblingskind der Klimaretter. Vielleicht sogar zurecht, denn die uralten Feuchtgebiete gelten als erstklassige CO2-Tresore.

Für die von Biosphärenträumen durchdrungene Umweltministerin Thekla Walker sind die oberschwäbischen Moore der wichtigste Aufhänger für das geplante Riesenschutzgebiet.

Der SPHÄRMAN war dabei, als im Januar im Dörfchen Unterwaldhausen (ca. 300 Einwohner) ein Gemeinderatsmitglied den einflussreichen Biosphärenwerber (und Bürgermeister von Fleischwangen) Timo Egger fragte: „Wozu brauchen wir das Biosphärengebiet überhaupt? Wir können die Wiedervernässung [der Moore] auch ohne das machen.“

Der Multibeamte Egger sagte darauf: „Wir brauchen die Moore, denn jedes Biosphärengebiet benötigt eine Besonderheit.“

Im Klartext: Es geht ihnen wohl weniger ums Klima als vielmehr die Ausweitung ihrer Macht.

Denn in einem UNESCO-Biosphärenreservat steht das Naturschutzgesetz über allem. Die Kommunen verlieren ihre Souveränität. So geschehen in Thüringen, wo Erfurt beschloss, dass Kern- und Pflegezonen im Biosphärenreservat Rhön erweitert werden – 1.400 Widersprüchen und einer Petition von 21 Bürgermeistern und zwei Landräten zum Trotz.

Es heißt, Moore speichern weltweit rund 30% des bodengebundenen Kohlenstoffs, obwohl sie nur etwa 3% der Landfläche ausmachen. Leider wurden in den letzten 150 Jahren die meisten Moorflächen entwässert. Jetzt wächst dort oft Gras, das nicht nur in Oberschwaben als Futtermittel für die Milchwirtschaft dient, und aus den Böden entweicht böses CO2. Wenn alles wieder nass ist, bleibt das Gas im Boden. Aber dann vertragen die Rinder das feuchte Gras nicht mehr. Gas oder Gras. Es ist zum Verzweifeln.

Kein Wunder, dass Viehhalter die Rückvernässung der Moore kritisch sehen. Und ebenfalls kein Wunder, dass Bauern, die ihre Wiesen wieder feucht machen sollen, davon überzeugt werden müssen. Das funktioniert in Deutschland nur mit Geld. Ergo: Förderungen winken. Der Steuerbürger zahlt.

Doch nicht nur Landwirte, die feuchte Wiesen besitzen, erkennen die geldwerten Chancen der Wiedervernässung. Auch Staatsbürokratie und NGOs in Oberschwaben freuen sich über mehr Moorschutz, denn ihnen winken lukrative Beschäftigungsprogramme, Aufträge und die Gelegenheit noch mehr Planstellen aufzubauen.

Das Land Baden-Württemberg will bis 2030 beachtliche 5.000 Hektar Moorboden wiedervernässen. Das ist ein Zehntel der Bodenseefläche. 

Dafür scheut man keine Kosten. 10 neue Stellen hat das Land nun bewilligt, um den Moorschutz voranzubringen. Super! Liest man dann das Kleingedruckte, bleibt einem kurz der Atem stehen. Denn keiner dieser neuen Kräfte wird sein Betätigungsfeld in einem Moorgebiet finden, sondern hinter dem Schreibtisch.

Wozu?

In die Moorschutzmaßnahmen sind verschiedene Fachbehörden involviert: Amt für Bauen und Naturschutz, Wasserwirtschaftsamt, Landwirtschaftsamt, Forstamt. So viel Bürokratie! 

Und deshalb, so heißt es, braucht es jetzt nochmal 10 Leute in den Landratsämtern von Biberach, Friedrichshafen, Ravensburg und Sigmaringen, die den Papierkram für ihre Kollegen aufbereiten sollen, damit die Auftragnehmer in Diensten des Moorschutz loslegen können.

Das sind neben vielen kleinen Playern vor allem der Naturschutzbund Deutschland (NABU), in dessen Reihen viele grüne Parteigänger ihren Lebensunterhalt verdienen. Und die verschwiegene Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH, ein uralter Staatsbetrieb, dessen Geschichte in der Bauernbefreiung des 19. Jahrhunderts wurzelt, als man für die stark wachsende Landwirtschaft neue Anbauflächen erschließen musste.

Für die Landsiedlung BW gibt es nicht mal einen Wikipedia-Eintrag. Vielleicht aus gutem Grund, denn heutzutage weiß keiner mehr genau, was er mit diesem Brocken Bürokratie anfangen soll.

Die meisten Bundesländer haben ihre Landgesellschaften längst abgeschafft. Baden-Württemberg nicht. Dort sucht man seit den 1970er-Jahren nach Betätigungsfeldern für die heute rund 70 Mitarbeiter unter ihrer Chefin Claudia Thannheimer, die laut jüngster Unternehmensbilanz von 2023 ein Geschäftsführergehalt in Höhe von knapp 200.000 Euro bezieht. Irgendwer hatte die Idee, den Moorschutz dort hinzuschieben. Passt ja mehr oder weniger. Nur dass man den Bauern jetzt keine neuen Flächen mehr zuteilt, sondern ihnen welche wegnimmt.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden meldete im Juni 2024: Rund 5,3 Millionen Menschen in Deutschland waren im Jahr 2023 im öffentlichen Dienst beschäftigt (Stichtag 30. Juni 2023). Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Tag des öffentlichen Dienstes am 23. Juni 2024 nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 60 800 Beschäftigte oder 1,2 % mehr als ein Jahr zuvor. Damit arbeiteten 2023 knapp 12 % aller Erwerbstätigen in Deutschland im Staatsdienst (2022: 11 %).

Ein Plus von 60.800 innerhalb eines Jahres – das entspricht ganz grob der Einwohnerzahl von Friedrichshafen (63.000).

Irgendwann nach dem Ersten Weltkrieg schrieb der deutsche Staatstheoretiker Max Weber über die Bürokratie: „Die einmal eingerichtete bürokratische Organisation ist außerordentlich schwer zu beseitigen. Die Bürokratie neigt zur Verstetigung und weiteren Ausdehnung.“

Bürokratie gebiert Bürokratie. Das ist ein eisernes Gesetz. Jeder Versuch, mit bürokratischen Mitteln Bürokratie einzudämmen, bewirkt das exakte Gegenteil. Das Ergebnis: steigende Kosten für die Gesellschaft. Der ganze Parteienstaat schaltet nach dieser Automatik, bis er irgendwann in die Wand kracht.

Hinter den Lenkrädern: Menschen wie Thekla Walker (Umweltministerin), Klaus Tappeser (Regierungspräsident in Tübingen), Harald Sievers (Landrat in Ravensburg), Timo Egger (oberster Biosphärenwerber und Bürgermeister in Fleischwangen) und Tausende andere, die den Verwaltungsmoloch Baden-Württemberg repräsentieren. Der wuchs zwischen 2012 und 2022 um 43.000 auf 523.000 Beschäftigte.

Ach ja, das Umweltministerium informiert: Da der Betrag für die Stellen regelmäßig fortgeschrieben werde, sei eine unbefristete Einstellung auf den Stellen möglich.

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