Warum sind so viele CDU-Leute für das Biosphärenmonster?

CDU-Männer und ihr Lieblingstier (von links): Roland Sauter, Timo Egger, Klaus Tappeser, Harald Sievers

Grüne Politiker hatten die Idee, aber hauptsächlich CDU-Männer arbeiten trickreich an der Durchsetzung des UNESCO-Biosphärenreservats für Oberschwaben-Allgäu.

Die Geschichte des geplanten UNESCO-Biosphärenreservats für Oberschwaben-Allgäu ist seit Beginn des Projekts von Männern mit ehrgeizigen Plänen geprägt. Neuerdings kommen viele davon aus der CDU.

Was ist der Hintergrund für so viel Biosphärenliebe, die so gar nicht ins erwartbare Weltbild der Merz-Partei passt. Nur wenn gerade irgendwo gewählt wird, sprechen CDU-Leute auch einmal gegen die Biosphäre. Will man dann aber mehr wissen, gehen diese Politiker sofort auf Tauchstation. Es sind wohl nur Sprücheklopfer, die auf Stimmenfang sind.

In diesem Artikel zeigt der SPHÄRMAN, wie CDU-Politiker und Beamte dem grünen Biosphären-Irrsinn Vorschub leisten und dabei Karriere machen. Was das Land braucht oder die Menschen wollen, ist dabei völlig egal. Und wie bei vielen anderen Themen in Baden-Württemberg und weit darüber hinaus zeigt sich auch im Ringen um die Biosphäre: Politiker sind nicht die Lösung, sondern das Problem.

Ja, man glaubt es kaum: CDU-Politiker und Beamte sind die eifrigsten Vollstrecker des Biosphärenprojekts, dessen Sinn und Nutzen bis heute nicht klar definiert ist. Dabei sind die UNESCO-Biosphärenreservate für Baden-Württemberg ein durch und durch grüner Traum, der sogar ein bisschen romantisch begann.

Schuss Ökomarxismus

Man schreibt das Jahr 1991. Während eines Vortrags über den Nationalpark Schwarzwald stecken die beiden NABU-Aktivisten Markus Rösler (Student der Landschaftsplanung) und Michael Succow (Moorforscher) die Köpfe zusammen. Ein Dreamteam hatte sich gefunden.

Das traditionelle Nationalpark-Konzept dürfte auf die Herren zu altbacken gewirkt haben. Kein gesellschaftspolitischer Aufbruch, sondern immer nur Natur. Etwas Neues musste her, das junge Grüne ebenso begeistert wie die alten Kämpfer von Gorleben, Brockdorf, Wyhl. Etwas mit einem Schuss Ökomarxismus, das gesellschaftspolitischen Aufbruch markiert.

So oder anders kamen Rösler und Succow wohl auf die Idee: Baden-Württemberg braucht ein UNESCO-Biosphärenreservat. Oder zwei. Oder drei.

Der Rest ist Geschichte. 2006 wird Rösler Parlamentarischer Berater für die Grünen in Baden-Württemberg. 2008 wird das Biosphärenreservat Schwäbische Alb eingerichtet. 2017 folgt das UNESCO-Biosphärenreservat Schwarzwald. Kurze Zeit später setzten sich die Grünen-Politiker Manne Lucha (heute Gesundheitsminister) und die Abgeordneten Petra Krebs für die Verankerung eines Biosphärenreservats Oberschwaben-Allgäu im Koalitionsvertrag ein.

Diskrete Korruption

Damals mit von der Partie: der CDU-Abgeordnete Raimund Haser aus Wangen. Der zeigte sich geradezu entzückt von den Biosphärenträumen. Heute gibt sich Haser als Biosphärengegner. Allerdings nur hinter vorgehaltener Hand. Warum er seine Meinung geändert hat, möchte er mit dem SPHÄRMAN nicht besprechen. Im weiteren Verlauf dieses Artikels erweist sich: Dieses Schweigen hat in der BW-CDU offenbar System. Es ist der lautlose Widerhall diskreter Korruption.

Der SPHÄRMAN zeigt, welche CDU-Männer engagiert für die Umsetzung der Biosphärenpläne kämpfen und dokumentiert, wie ihre Lebensläufe in die Machtpolitik Stuttgarts eingewoben sind.

  • Klaus Tappeser ist Regierungspräsident von Tübingen und oberster Aufseher über die UNESCO-Biosphärenreservate Schwäbische Alb (2009 anerkannt) und Oberschwaben-Allgäu (in der Planung). Tappeser gibt sich äußerlich neutral, redet vom „ergebnisoffenen Prüfprozess“, arbeitet aber hartnäckig an der Umsetzung des grünen Traums. Nachdem der glücklose CDU-Politiker mehrere Wahlschlappen einstecken musste, machte Stuttgart ihn zum vollversorgten Spitzenbeamten. Seither ist er loyal ergeben und folgt den Vorgaben der Regierung.
  • Harald Sievers, ein CDU-Landrat in Ravensburg, ist direkter Vorgesetzter des sogenannten „Prozessteams“, das den „Prüfprozess“ lenkt. In Wahrheit funktioniert diese Einheit wie eine Werbeagentur, um die Öffentlichkeit auf das UNESCO-Biosphärenreservat einzustimmen. Der politisch eher blasse Verwaltungsjurist aus Münster in Westfalen agiert seit rund 10 Jahren als heimlicher Herrscher über fast dreihunderttausend Bürger im Gemeindeverband und ist auch Kreistagsvorsitzender. Selbst ein mittelschwerer Klinikskandal konnte dem Mann nichts anhaben. Kein Wunder: 12 Kreistagsmitglieder (!) hocken im Aufsichtsrat der dauerhaft maroden Oberschwabenklinik und Sievers hat den Vorsitz. Dass Sievers Ehefrau in der Personalabteilung der OSK arbeitet, ist selbstverständlich reiner Zufall.
  • Timo Egger ist Bürgermeister von Fleischwangen und wurde von der Regierung mit einem Biosphären-Schlüsselamt betraut. Denn er ist auch noch Vorstandsmitglied und Sprecher der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Biosphärengebiet (KAB), jenem Gremium, dem alle Bürgermeister im Suchgebiet für das Biosphärenreservat angehören. Der blutjunge (um die 35) Verwaltungsfachmann war zu Beginn seiner Karriere stellvertretender Leiter der Kreistagsgeschäftsstelle im Landratsamt Konstanz, sowie stellvertretender Pressesprecher und stellvertretender persönlicher Referent des Landrates. Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Biosphärengebiet ist ans Landratsamt Ravensburg angebunden, wo Harald Sievers das Sagen hat und die Bürgermeister seines Hoheitsgebiets mit der Erteilung von Genehmigungen an der kurzen Leine hält. Eine Etage darüber sitzt der machtbewusste Regierungspräsident zu Tübingen Klaus Tappeser, der über eine Milliarde Euro (!) Fördermittel gebietet, nach denen Kommunen und Bürgermeister gieren. Timo Egger sagt über seine Rolle als Sprecher aller Bürgermeister im geplanten Biosphärenreservat eiskalt lächelnd: „Ich bin neutral.“ Der SPHÄRMAN hält das für glatt gelogen und Egger für einen doppelzüngigen Biosphärenagenten der Grünen.
  • Roland Sauter ist Bürgermeister von Argenbühl und Manager der Holzverwertungsgenossenschaft Genoholz, zu der viele Kleinwaldbesitzer gehören, die großes Misstrauen gegen die Biosphärenpläne aus Stuttgart hegen. Sauter ist aber auch – genauso wie Timo Egger – ein Kind der Staatsbürokratie Oberschwabens. Bis 2015 war Sauter stellvertretender Betriebsleiter von IKP (Eigenbetrieb Immobilien Krankenhäuser Pflegeschule) im Landkreis Ravensburg unter dem Kommando von Harald Sievers. Außerdem sitzt Roland Sauter im Aufsichtsrat der Oberschwabenklinik, der von Harald Sievers geleitet wird, und kassiert dort ab. Über Roland Sauter heißt es zu Hause in Argenbühl, dass er es sich nicht mit Sievers und Tappeser verderben wolle. Denn Argenbühl ist strukturschwach und von den Förderungsgnaden aus Ravensburg und Tübingen abhängig. Mit einem spektakulären Coup überrumpelte Sauter im Herbst 2024 seinen eigenen Gemeinderat, der aus dem Biosphärenprojekt aussteigen wollte, indem er einen frechen Verfahrenstrick anwendete. Meine Aufarbeitung dieses Coups steht in einem der nächsten Newsletter.

Spätestens jetzt dürfte klar sein, wie geschickt Stuttgart die Karrierepläne dieser CDU-Leute fördert. Und wohl auch Entgegenkommen erntet, wenn es um die praktische Umsetzung der grünen Biosphärenträume geht.

Gibt es eigentlich CDUler, die a bissle gegen das UNESCO-Biosphärenreservat sind? Hmtja, der eine oder andere muckt auf, wenn gerade Wahlkampf ist und ein paar Bauern in der Nähe rumstehen. Aber sobald der SPHÄRMAN höflich nachfragt, um Genaueres zu erfahren, wird eisern geschwiegen.

CDU-Politiker reagieren nicht

Da wäre zum Beispiel der CDU-Bundestagsabgeordnete und Richter a.D. Axel Müller aus Ravensburg, den man laut SchwäZ (Schwäbische Zeitung) „Richter Gnadenlos“ nannte, weil er gesetzesnah zu urteilen pflegte. Ich weiß nicht, was in Menschen vorgeht, die es für eine Besonderheit halten, wenn sich ein Richter an Gesetzestexte hält. Muss man sich um Oberschwabens Justiz Sorgen machen?

Als Müller im September 2024 in seinem Wahlkreis für die Bundestagswahl 2025 nominiert wurde, äußerte der sich deutlich konservativ zu den Themen Abtreibung, Asyl, Wolf und Biber. Und kam dann auf die Biosphäre zu sprechen. Die braucht man nicht, soll er gesagt haben. So steht es jedenfalls in der SchwäZ.

Der SPHÄRMAN fand das interessant und wollte in Axel Müller hineinhorchen, wie ernst er es mit seinem Statement meinte. Doch der Angesprochene reagierte nicht.

Ähnlich verhielt sich Müllers Parteikollege Christian Natterer, Kreisvorsitzender der CDU im Landkreis Ravensburg, der im Mai 2024 gegenüber der Presse sagte: „Ein Biosphärengebiet ist ein massiver Angriff auf viele Landbesitzer. Deswegen lehnen ich und die CDU es ab.“ Anlass war die Attacke von Baden-Württembergs CDU-Landwirtschaftsminister Peter Hauk gegen die Biosphärenpläne der eigenen Regierung, die manche irritierte. Bei einem Auftritt in Wangen unmittelbar vor den BW-Kommunalwahlen hatte Hauk gerufen: „Es darf kein Biosphärenreservat in Oberschwaben geben.“

Beruhigungsmittel für Bauern

Der überraschende Hauk-Vorstoß wurde sogleich von der eigenen Partei wieder eingefangen. Vor allem CDU-Bürgermeister und Multi-Beamter Timo Egger wies den Parteikollegen zurecht. Ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich mit viel Engagement und Herzblut in diesen Prozess einbringen sei die Forderung von Hauk, schrieb Egger großspurig in einem offenen Brief und meinte wohl die eigenen Backen.

Als der SPHÄRMAN bei Christian Natterer nachhakte, um mit ihm über seine Haltung zur Biosphäre zu sprechen, schrieb dieser zurück: „Ich plane kein weiteres Interview zu dem Thema.“

Ist CDU-Leuten, die sich immer nur im Vorfeld von Wahlen kritisch über die Biosphärenpläne äußern und dann Gespräche darüber abblocken, über den Weg zu trauen? Eher nein. Die Wortmeldung von Landwirtschaftsminister Peter Hauk knapp vor der letzten Kommunalwahl, als auch die Sprüche von MdB Axel Müller und Christian Natterer waren wohl reines Zielgruppenmarketing für die Landwirtschaft. Wirksam wie ein Beruhigungsmittel gegen Stress und Nervosität am Bauernhof.

Worauf spielt der SPHÄRMAN jetzt schon wieder an? Auf die FFH-Lüge.

[ERKLÄRUNG: FFH steht für Flora-Fauna-Habitat. Der Schreck über den (von der ehemals alleinregierenden CDU begangenen) Betrug im Zusammenhang mit den FFH-Gebieten steckt vielen Landnutzern bis heute in den Knochen. Damals (um 2010) wurden weite Flächen – entgegen anderslautenden Versprechen aus der Politik – über die Köpfe der Eigentümer hinweg als Flora-Fauna-Habitat-Gebiete ausgewiesen und die Bauern mit erheblichen Einschränkungen bei der Bewirtschaftung belegt.]

Die historische FFH-Lüge der BW-CDU hat die Landwirtschaft vorsichtig gemacht. Wahrscheinlich wissen sowohl Peter Hauk als auch Axel Müller und Christian Natterer, dass man die Bauern wohl ein zweites Mal vor den Bus schubsen wird, wenn nach der Landtagswahl 2026 eine neue Regierungsbildung ansteht.

Eigennützliche Motive

Falls nicht eine Invasion außerplanetarischer Truppen dazwischenkommt, wird es nämlich eine schwarz dominierte Koalition mit den Grünen geben, die für Ihre Mitarbeit Gegenleistungen fordern. Zum Beispiel die Gründung des UNESCO-Biosphärenreservats Oberschwaben-Allgäu. Dann sind alle schönen Wahlkampfsprüche obsolet und man will an die eigene Biosphärenkritik nicht mehr erinnert werden.

Fazit: Im Zusammenhang mit der umstrittenen UNESCO-Biosphärenreservats Oberschwaben-Allgäu wirken innerhalb der CDU Baden-Württembergs…

  1. Beamten-Politiker, die Karriere machen oder ihre Posten halten wollen, und deshalb nach der Pfeife Stuttgarts tanzen. Egal, wer dort regiert. Sie befürworten das Biosphärenprojekt aus eigennützlichen Motiven. Die Partei ist für sie nichts anderes als ein Karrierenetzwerk.
  2. Wahlkämpfer, die sich biosphärenkritisch geben und bei Gegnern des Schutzgebiets um Stimmen werben, dabei aber unverbindlich bleiben und vorsichtig formulieren: Es darf keine Biosphäre geben (Hauk und Natterer), es braucht keine Biosphäre (Müller). Wenn die CDU trotzdem die Biosphäre durchwinkt, können sie sagen: Ich habe euch nichts versprochen.

Übrigens: Der Bundestagsabgeordnete Axel Müller sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat der Oberschwabenklinik und kassiert dort unter den gütigen Augen des AR-Vorsitzenden Harald Sievers ab.

Frage: Wer begleicht eigentlich die Schulden dieses hochdefizitären Unternehmens? Antwort: der schwäbische Steuerzahler.

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